»Links ein Schloss, rechts ein Schloss, in der Mitte ein Luftschloss« – die Sprengung und Abtragung des Schlosses in Putbus auf Rügen zwischen 1962–1964


Abtragung des Daches am Putbusser Schloss (1956)
Abtragung des Daches am Putbusser Schloss (1956)
Rückbau des Portaleingangs am Putbusser Schloss (1956)
Rückbau des Portaleingangs am Putbusser Schloss (1956)
Giebelansicht Abriss Schloss (1962)
Giebelansicht Abriss Schloss (1962)
Gesprengter Terrassenbereich
Gesprengter Terrassenbereich
Ruine Putbusser Schloss
Ruine Putbusser Schloss
Abtragung des halben Schlosses (1963)
Abtragung des halben Schlosses (1963)
Blick über Pergola zur Schlossruine (1963)
Blick über Pergola zur Schlossruine (1963)
Giebelseite der Schlossruine Putbus
Giebelseite der Schlossruine Putbus
Überreste des Schlossruine
Überreste des Schlossruine
Schuttberge des Putbusser Schlosses (1964)
Schuttberge des Putbusser Schlosses (1964)
Schuttberge mit Blick in Richtung Pergola (1964)
Schuttberge mit Blick in Richtung Pergola (1964)
Reste des ehm. Putbusser Schlosses
Reste des ehm. Putbusser Schlosses
Putbusser Schloss um 1903
Putbusser Schloss um 1903
Einer der Räume des Putbusser Schlosses
Einer der Räume des Putbusser Schlosses
Ehm. Angestellte des Schlosses Putbus
Ehm. Angestellte des Schlosses Putbus

Warum wurde das Schloss Putbus abgerissen?

Am 9. September 1947 ordnete die sowjetische Militäradministration unter Leitung von Wassili Danilowitsch Sokolowski (Marschall der Sowjetunion) den berüchtigten Befehl 209 in der sowjetischen Besatzungszone (SBZ) an: Alle Schlösser und Herrenhäuser, die weder als Schulen, Verwaltungsgebäude, noch für das Gesundheitswesen taugten, müssten zur Baustoffgewinnung abgerissen werden!

Mit dem wiedergewonnenen Baumaterial sollten nach dem Krieg allein in Mecklenburg 12.000 neue Wohn- und Wirtschaftsgebäude entstehen. Seit August 1945 warb die Kommunistische Partei Deutschlands (KPD) für die radikalste Umverteilungen von Landbesitz in der Agrargeschichte Deutschlands, getreu dem Motto Junkerland in Bauernhand.

Allerdings ließ sich das Schloss nach dem 2. Weltkrieg durchaus unterschiedlich nutzen und blieb vom sofortigen Abriss verschont. Abgerissen wurde es erst in den 1960er Jahren, weil sich der Gebäudezustand über die Jahre verschlechterte, das Schloss schon teilweise rückgebaut wurde, neue Baumaterialien fehlten bzw. die Reperaturkosten hoch waren und Wohnungen für die DDR-Bürger benötigt wurden. Hierfür erfolgten Sprengungen.

Wurde das komplette Schloss Putbus gesprengt?

Anfangs wurden die Dachziegel des Schlosses abgetragen. Danach gewann man Baumaterial aus dem Inneren des Schlosses. Und letztendlich erfolgten mehrere Sprengungen an der Giebelseite und Schlossterrasse. Nach der Räumung der Abrissfläche blieben bis heute nur Teile der Pergola und die untere Schlossterrasse mit Springbrunnen am Schwanenteich erhalten.

Wie wurde das Schloss Putbus nach dem Kriegsende 1945 genutzt?

  • 1371: urkundliche Erwähnung eines Steinhauses an Stelle des Putbusser Schlosses, Erwähnungen änderten sich 1416 vom Haus zum Schloss
  • . . .
  • 1865: Putbusser Schloss brennt auf Grundmauern nieder, wird 1867–1872 wieder aufgebaut
  • . . .
  • 1945: das Schloss übersteht den 2. Weltkrieg völlig unzerstört; Plünderungen nach Kriegsende durch die sowjetische Administration, später durch Bürger der Insel Rügen
  • 1947: eine sowjetische Trophäenkomission verschickt Kostbarkeiten aus dem Schloss in Kisten an ein unbekanntes Ziel: Bilder der Maler Caspar David Friedrich, Carl Wilhelm Kolbe, Statuen des dänischen Bildhauers Bertel Thorwaldsen und andere Kostbarkeiten gelten seit 1945 als verschollen
  • 1948: Künstler der Kunsthochschule Berlin-Weißensee wirken mit Werner Laux im Putbusser Schloss; Studio 48 der Staatlichen Schauspielschule Schwerin stößt unter der Leitung von Heinz Kahlow ab 2. November hinzu
  • 1951: nach Abschlussprüfungen der Schauspielschule im Frühjahr und im Zuge der Neuorganisation der DDR-Schauspielschulen wird die Außenstelle im Schloss Putbus geschlossen
  • 1952: konzeptionelle Übertragung des Schlosses an das Institut für Denkmalpflege in Schwerin im Anschluss an die Verwaltungsreform; die Übertragung dient dem Schutz des Schlosses
  • 1955: Gemeinde Putbus wird Eigentümer des Schlosses
  • 1956: Dachreparaturen und Winterfestmachung werden unterlassen, der Schlosszustand verschlechtert sich. Walter Ohle (Leiter der Arbeitsstelle Schwerin des Instituts für Denkmalpflege der DDR) erstellt Gutachten zum Rückbau des Schlosses auf die klassizistische Gebäudeform vor dem Brand im Jahr 1865. Der mittlere Schlosstrakt wird schließlich rückgebaut: Links ein Schloss, rechts ein Schloss, in der Mitte ein Luftschloss, scherzen bald die Putbusser
  • 1957: am 9. April wird das Todesurteil des Putbusser Schlosses gesprochen: Erforderliches Baumaterial fehlt, das Schloss ist im desolaten Zustand, und es herrscht Wohnungsnot aufgrund vieler Kriegsflüchtlinge – die Notbremse wird gezogen. Stellvertretender DDR-Kulturminister Alexander Abusch (SED) wies den Rat des Bezirkes Rostock an, das Putbusser Schloss abzureißen
  • 1962–1964: das Schloss Putbus wird abgetragen, teilweise erfolgen Sprengungen. Räumung der Abrissfläche des Schlosses im Jahr 1964. Es bleiben nur Teile der Pergola und die untere Schlossterrasse mit Springbrunnen am Schwanenteich erhalten
  • 2019: der Förderverein Fürstliches Schloss zu Putbus (Handelsregister VR 10171, August-Bebel-Str. 16, 18581 Putbus) stellt Pläne für einen 60 Millionen Euro teuren Wiederaufbau des verschwundenen Schlosses vor (nicht zu verwechseln mit dem Förderverein der Residenz- und Rosenstadt Putbus auf Rügen)

Wo in Putbus auf Rügen stand das Schloss?